Journal of Okayama Medical Association
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Über den Einfluss der Kathodenstrahlen auf die Milz des Kaninchens, sowie über ihre Wirkung, Verglichen mit der der X-Strahlen

Moriya, Chiyono
49_332.pdf 7.42 MB
Published Date
1937-02-28
Abstract
I. Einfluss der Kathodenstrahlen auf die Milz des Kaninchens. Verfasserin legt beim Kaninchen die Milz nach der Durchtrennung der Bauchwand bloss und bestrahlt sie mit der Kathodenstrahlenrohre. Die Zeitdauer der Bestrahlung ist 2, 3, 5, 10, 20 und 30 Minuten. Bei einer anderen Gruppe von Tieren bestrahlt sie die Milz mit Röntgenstrahlen, deren Dose 20%, 50%, 1 oder 2 HED beträgt, dorsoventrälwarts durch die Haut hindurch. Sie tötet dann die mit den Kathoden-bzw. Röntgenstrahlen bestrahlten Tiere sofort oder in verschiedenen Zeitabständen (3 Stunden bis 70 Tage) und untersucht die Milz mit Giemsa und Hämatoxylin-Eosin färbung. Die Ergebnisse sind folgende: 1) Das durch die Kathodenstrahlen stark geschädigte Milzparenchym verfällt gleichmässig in eine vollständige Nekrose, indem einerseits alle Follikellymphozyten und Splenozyten ganz verschwinden, andrerseits die zugrunde gehenden Retikulumund Sinusendothelzellen ihren Kern verlieren und bald miteinander verschmelzen, bald schrumpfen, wodurch stark erweiterte Venensinus und Interretikularräume auffallend hyperämisch zutage treten. Auch in den Nekrosenherden pflegt sich eine grosse Zahl von Leukozyten und anderer Exsudatzellen anzusammeln. 2) Die Retikulum- und Sinusendothelzellen werden durch die Kathodenstrahlen stärker beschädigt als die Lymphozyten, sodass in der tiefliegenden, schwach angegriffenen Gegend, wo die Retikulum und Sinusendothelzellen zwar der Nekrose anheimgefallen sind, die Milzfollikel noch viele solche Lymphozyten haben, deren Kern eine nur schwache Degeneration, wie Pyknose, schwache Färbbarkeit, Strukturlosigkeit, oder sogar keine Veränderung zeigt. Das Keimzentrum der degenerierten Follikel schrumpft oder ist nicht mehr zu sehen. Das Endothel der Follikelarterien verfällt auch häufig in eine Nekrose und geht zuweilen verloren. 3) Die Splenozyten in der roten Pulpa der intensiv geschädigten Teile verschwinden fast gänzlich, oder es bleibt nur eine kleine Zahl von degenerierten Zellen zurück. In der Regel aber erleiden diese Zellen eine leichtere Veränderung als das Retikulum und das Sinusendothel. 4) Das Peritonealepithel, welches den bestrahlten Teil der Milz bekleidet, ist immer degeneriert, meistens sogar verschwunden. In der Regel sieht man im Hüllenbindegewebe eine entzünkliche Zellinfiltration und häufig auch Blutungsherde. Durch die Kathodenstrahlen verfällt auch das Hüllenbindegewebe einer Nekrose. Aber in den späteren Stadien und nach der Schwachbestrahlung wuchert das Hüllen-und das Balkenbindegewebe auch von Anfang an beträchtlich, um weiter in das nekrotisierte Parenchym einzudringen. 5) Wegen der stark beschädigenden, doch schwach penetrierenden Wirkung der Kathodenstrahlen fällt die dem Tubus naheliegende oberflächliche Gewebspartie gleichmaässig einer vollständigen Nekrose anheim, dagegen zeigt die von dem Tubus entfernt tiefliegende Partie nur eine leichtgradige Degeneration, sodass im letzten Gebiet die Follikellymphozyten meist keine Veränderung aufweisen. 6) Obwohl die Veränderungen des Milzgewebes durch die Kathodenstrahlen rasch zum Vorschein kommen, ist seine Wirderherstellung so überaus schwierig, dass nach einer 3-minutigen Bestrahlung diese erst am 70. Tage erreicht ist. 7) Die Kathodenstrahlehna ben eines chwache Penetrationskraft, sodass sich ihre Wirkung im Gewebe rasch vermindert. Daher zeigt die von den direkten Strahlen entfernt liegande Stelle des Gewebes keine regressive Veränderung, sondern es zeigen sich manchmal Reizerscheinungen durch die Kathodenstrahlen , d.h. eine Entwicklung der Retikulumzellen, Vermehrung der Splenozyten, Zunahme der Grösse der Follikel "lymphatische Metaplasie", welch letztere sich durch das Übergehen der_vermehrten Lymphozyten der Follikel in die rote Pulpa ausdrückt. II. Differenizn der Wirkungsweised er Kathoden und X-Strahlen auf die Milz des Kaninchens. 1) Die X-Strahlen über eine selektive Wirkung auf die Lymphozyten aus. Daher erfahren die Follikellymphozyten selbst durch eine sehr geringe Dose der X-Strahlen frühzeitig ohne nennenswerte Latenzzeit eine bedeutende Degeneration, Zerfall und Verminderung in der Zahl. Vor allem verfällt der Lymphozytenkern einer Schrumpfung, Pyknose, Karyorrhexis. Darauf sieht man die durch den Zerfall der Lymphozyten frei gelegten zahlreichen Chromatinkörner im Follikel, so als ob feine Sande zerstreut seien. Zerfall und Verminderung der Follikellymphozyten treten jedoch nach der Bestrahlung mit den X-Strahlen hauptsächlich im Keimzentrum auffallend auf, sodass das Keimzentrum sehr gross und hell wird. Aber bald pflegen dort zahlreiche grosse epitheloide Zellen zum Vorschein zu kommen. Die Kathodenstrahlen haben dagegen keine solche selektive Wirkung wie die X-Strahlen, sodass das durch die Kathodenstrahlen intensiv geschädigte Milzgewebe rasch und gleichmässig in eine vollständige Nekrose gerät. Aber die Kathodenstrahlen greifen im Gegensatz zu den X-Strahlen das Retikulum und das Sinusendothel der Milz stärker an als die Lymphozyten ; daher zeigen die letztgenannten Zellen des Follikels in der Tiefe nur eine leichte Degeneration, wie eine schwache Färbbarkeit, Pyknose, Strukturlosigkeit der Kerne, oder aber nanchmal gar keine Veränderung, trotzdem dort eine beträchtliche Degeneration der Retikulum- und der Sinusendothelzellen zu finden ist. Die Degeneration und das Verschwinden der Follikellymphozyten treten hierbei auch im Gegensatz zu dem Falle der Bestrahlung mit den X-Strahlen keineswegs von allem nur im Keimzentrum auffallend auf, und die Degeneration des Retikulums des Follikels zeigt sich in einer Verkleinerung bis einem Verschwinden des Keimzentrums, was nach der Bestrahlung mit den X-Strahlen nicht der Fall ist. Das Endothel der Follikelarterien, das durch die X-Strahlen kaum geschädigt wird, kann hier ebenso wie das Retikulum u.a. einer weitgehenden Degeneration anheim fallen. 2) Das Betikulum und das Sinusendothel leisten gegen die X-Strahlen einen starken Widerstand, sodass diese Zellen erst nach 2 HED Bestrahlung eine nur leichte Atrophie zeigen. Gewöhnlich bieten sie bei einer kleinen Dose der X-Strahlen, die. unter 1 HED liegt, keine regressive Veränderung, sondern vielmehr gereizte Vorgänge dar wie leichte Wucherung der Retikulumzellen, Zunahme der Splenozyten, Anstieg des Erythrozytenzerstörungsvermögens, was alles für die Aktivierung der retikuloendothelialen Elemente der Milz spricht. Was die Kathodenstrahlen anbetrifft, so wird die rote Pulpa am stärksten durch die Kathodenstrahlen beschädigt, sodass die Retikulum- und die Sinusendothelzellen in eine bedeutende Degeneration oder in eine Nekrose geraten und ferner die Splenozyten hier gestreut weniger nachzuweisen sind. Der Erythrozytenzerfall wird dabei in der degenerierten Pulpa kaum beobachtet, obwohl die Hyperämie hier stark auftritt. 3) Das Bindegewebde er Milzhülle und der Balken zeigt gewöhnlich eine mehr oder minder starke Proliferation. Ausserdem nimmt man in den früheren Stadien nach der Bestrahlung nicht nur eine entzündliche Zellinfiltration und eine Blutung innerhalb der Hülle, sondern auch häufig eine Degeneration des Hüllenbindegewebe wahr. Weil sich aber in den späteren Stadien oder nach einer schwächeren Bestrahlung von Anfang an lediglich eine übermassige Neubildung des Bindegewebes geltend macht, so sieht man endlich eine enorme Wucherung des Bindegewebes der Hülle und des Balkens, Das gewucherte Bindegewebe dringt sogar weiter in das nekrotisierte Parenchym ein. 4) Die Wirkung der X -Strahlen ist stark penetrienrend, weshalb man eine entzündliche Veränderung der Follikel im ganzen Umfang der bestrahlten Milz bemerkt. Die destruktive Wirkung der Kathodenstrahlen aber beschränkt sich wegen ihrer schwachen Penetrationskraft nur auf die Oberfläschenschicht der direkt bestrahlten Seite, während an der von den direkten Strahlen entfernt liegenden Stelle nur eine schwache Degeneration oder vielmehr eine gereizte Erscheinung auftritt. 5) Wegen der geringen Durchschlagskraft der Kathodenstrahlen zeigt das von den direkten Strahlen entfernt leigende Gebiet des Milzgewebes keine regressive Veränderung, sondern nur eine Erscheinung der "lymphatischen Metaplasie". Dagegen ist die durch die X-Strahlen bedingte Veränderung der Milz hauptsächlich eine "myeloische Metaplasie", bei der die vermehrten freien Zellen in der roten Pulpa nach der Bestrahlung mit den X-Strahlen ausser den Splenozyten, Plasmazellen, sowie Makrophagen vor allem myeloische Zellen, wie Myelozyten und Leukozyten, zu sein Pflegen, während die Lymphozyten in den Milzfollikeln und der roten Pulpa fast ganz in Zerfallg eraten. 6) Die Regeneration des durch die X-Strahlen beschädigten Milzgewebes tritt sehr schnell auf, sodass man z.B. nach 2 HED Bestrahlung am 21. Tag und nach 50% HED Bestrahlung am 3. Tage eine vollständige Wiederherstellung des Gewebes feststellen kann. Dagegen ist das durch die Kathodenstrahlen einer Nekrose oder Degeneration verfallene Milzgewebe sehr schwer Wiederherstellbar, sodass bei der den direkten Kathodenstrahlen näher liegenden Oberflächenschicht des Milzgewebe von einer Regeneration keine Rede ist ; daher wird die zugrunde gegangene Oberflächenschicht des Parenchyms durch das Bindegewebe ersetzt. Auch konstatiert man bei 5-minutiger Bestrahlung nach 50 Tagen eine merkliche Degeneration der Pulpa ; nach 3-minutiger Bestrahlung ist eine fortschreitende Regeneration des Milzgewebes erst am 70. Tage zu konstatieren.
ISSN
0030-1558
NCID
AN00032489