Journal of Okayama Medical Association
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Studium über den Nabelschnurabfall

Isono, Tadao
47_2107.pdf 46.7 MB
Published Date
1935-08-31
Abstract
Der Vorgang des Nabelschnurabfalles ist bisher nur klinisch makroskopisch beobachtet geworden. Was aber seine histologische Untersuchung anbelangt, so kann man nur sehr wenige. Arbeiten finden. Vor allem sind über das Wesen des Nabelschnurabfalles niemals Beobachtungen angestellt worden. Daher machte Verf. folgende Untersuchungen. Erstens wurden bei klinischer Beobachtung von 163 Fällen von Neugeborenen die makroskopischen Befunde untersucht, und dann in einer Statistik zur Beobachtung zusammengestellt. Zweitens nahm Verf. bei 36 Fällen von Kindern, unter denen die einen direkt oder einige Stunden nach der Frühgeburt oder nach dem Abortus, die anderen vor dem Nabelschnurabfall nach der normalen Geburt gestorben waren, pathologisch-anatomische Beobachtungen vor. Ausserdem wurde auch bei Kaninchen der Vorgang des Nabelschnurabfalles beobachtet. Danach versuchte Verf. den Vorgang und Verlauf des Nabelschnurabfalles zu erklären und konnte seine Beobachtungen in folgender Weise zusammenfassen: I. Klinische Beobachtung.1. Nach der statistischen Beobachtung bei 163 Fällen ist klar, dass der Nabelschnurabfall in der Periode von dem 3. bis 10. Tage nach der Geburt vor sich geht. Vor allem beobachtet man die Erscheinung meistens am 6. Tage, d. h. die Zahl der Fälle beträgt hier 52. 2. Der Nabelschnurabfall geht bei den Neugeborenen von guter Entwicklung im allg. frühzeitig vor sich. Je schlechter die Entwicklung ist, desto später tritt der Abfall ein. 3. Das weibliche Kind erfährt den Nabelschnurabfall etwas früher als das männliche. 4. Die kleine Nabelschnur fällt im allg. früh ab, die dicke später. II. Die pathologisch-histologische Untersuchuug bei menschlichem Embryo und Neugeborenen. 1. Die Beobachtuug beim Embryo und direkt nach der Entbindung. A. Nabelschnur. a) Makroskopische Befunde. Beim unreifen Kinde ist die Nabelschnur im allg. klein uud durchsichtig, während sie beim reifen Kind und direkt nach der Entbindung grauweiss und ihre Oberfläche glatt aussieht. Infolge ihrer Halbdurchsichtigkeit kann die Blutstagnation in den Gefässen erkaunt werden. Sic dreht leicht nach links oder rechts. In der Schnittfläche sind drei geklaffte Schnittstumpfe der Gefässe in der lockeren Waltonschen Sulze zu beobachten. b) Histologische Befunde. Die aus einschichtigem Zylinderepithel bestehende Amnionscheide besitzt in sich sternförmige, mit vielen Fortsätzen versehene gallertartige Bindegewebszellen, welche miteinander zusammenhängen und eine netzartige Struktur zeigen. Ausserdem kann man die Schnittfläche der Nabelarterien und -Venen sehen; bei den ersteren ist die Wand dick und der Raum schmal, bei den letzteren sind diese Verhältnisse unigekehrt. Beim unreifen Kind ist das gallertartige Bindegewebe schlecht entwickelt, aber sehr locker. B. Haut der Bauchwand. a) Makroskopische Befuude.Ihre Ober-fläche sieht rosarot und normal aus. Rings um den Ausatzpunkt der Nabelscbuur sieht man ringförmig angeordnete Runzeln. b) Histologische Befund. Das Epithelgewebe besteht aus mehrschichtigen Plattenepithelzellen und das subkutane Bindegewebe zeigt eine regelmässige Anordnung. Beim unreifen Kind ist das letztere jedoch etwas locker angeordnet. C. Das Grenzgebiet zwischen Nabelschnur und Bauchwand. a) Makroskopische Befunde. Im Grenzgebiet zwischen Nabelschnur uud Bauchwand befindet sich ein roter Saum von 0.5 cur Breite, der hellrot bis rötlich braun aussieht and mit dem subkutanen Bindegewebe sehr locker verbunden ist. b) Histologische Befunde. Der rote Saum ist nichts anderes als die Fortsetzung der Haut der Bauchwand und besteht aus mehrschichtigen Plattenepithelzellen, nur dass bei der ersteren die Verhoruungsschicht fehlt. Medial unterhalb des roten Saumes dringt die Nabelschuur in die Bauchwand keilförmig ein. Das Nabelschnurgewebe gehört zum gallertartigen Gewebe und zeigt ein netzartige Struktur, dagegen besteht das subkutane Bindegewebe der Bauchwand im allg. aus einem Bindegewebe das mit der Bauchwand parallel läuft: Daher sind im Grenzgebiet die beiden Gewebsfasern miteinander verwickelt, weshalb man es deutlich wahrnehmen kann. Im Bindegewebe der Bauchwand verteilen sich viele kleine Gefässe, dagegen sind im Nabelschnurgewebe selbst nur sehr wenige Gefässe zu sehen. 2. Verlauf des Nabelschnurabfalles. A. Nabelschnur. a) Makroskopische Befunde. Die direkt nach der Entbindung grauweisse, mit glatter Oberfläche versehene und weiche Nabelschnur verändert sich am 2. und 3. Tage nach der Entbindung zu schmutzigblau und trocknet infolge des Wasserverlustes. So kommt es, dass ihre Oberfläche an Runzeln sehr reich wird. Am 5. and 6. Tage nach der Geburt wird die Nabelschnur dunkelbläulich bis schwarz and verändert sich infolge der vollständigen Trocknung zu einem lederartigen Strang, um endlich abzufallen. Die Grösse vermindert sich allmählich, um vor dem Abfall ungefähr bis zu 1/2 oder 1/3 zusammenzuschrumpfen. b) Histologische Befunde. Mit der Trocknung durch die Ausdünstung des Wassergehaltes schrumpft der Zellkörper zusammen und der Zellkern zeigt eine unregelmässige Form. Eadlich kommt es zur Zerstörung, weshalb sick die Färbbarkeit abschwächt, um vor dem Abfall unfärbbar zu werden. B. Haut der Bauchwand, a) Makroskopische Befunde. Die Haut der Bauchwand zeigt sich rosarot. In der Umgebung des Ansatzpunktes der Nabelschnur sind einige ringförmige Runzeln vorhanden. b) Histologische Befunde. Die Zellen des subkutanen Bindegewebes sind gut eutwickelt, die Verteilung der kleinen Blutgefässe ist reich. Was die Nabelschnurgefässe anbelangt, so kann man direkt nach der Entbindung in ihnen eine Blutstagnation beobachten, welche im Laufe der Zeit allmählich resorbiert wird und an deren Stelle das Bindegewebe von der Intima aus in den Gefässraum wuchert, um endlich vor dem Abfall den Raum zu verstopfen. C. Das Grenzgebiet zwischen Nabelschnur und Bauchwand. a) Makroskopische Befunde. Die Waltonsche Sulze ist besonders atrophiert und zeigt am frühesten eine nekrotische Veränderung. Darauf verändern sich auch die Nabelschnurgefässe dunkelbläulich bis schwärzlich. Die Nabelschnur ist nur durch die Nabelschnurgefässe mit der Bauchwand verbunden and fällt endlich mit der Vervollständigung der nekrotischen Veränderung des Gefässe von der Bauchwand aus ab. Dabei scheint die nekrotische Veränderung der Venen im allg. die letzte Rolle zu spielen. Der rote Saum atrophiert auch und wird dunkelrötlich. An Oberfläche desselben entwickeln sich viele Runzeln. b) Histologische Befunde. Im Grenzgebiet zwischen Nabelschnurgewebe und Bauehwandgewebe fällt das erstere im Laufe der Zeit allmählich in nekrotische Veränderung, das letztere wird dagegen durch lebhafte Wucherung der Gefässe und des Bindegewebes in seiner Lebensfunktion mehr und mehr lebhaft. Schon am 2. Tage kommt im Grenzgebiet eine Leukocyteninflltration deutlich zum Vorschein, welche schliesslich die Epithelschicht erreicht. Dann verfällt das Nabelschnurgewebe in vollständiger Nekrose, und die Nabelschnur fällt von dem Bauchwandgewebe aus ab. 3. Beobachtung nach dem Abfall. a) Makroskopische Befunde. Der Teil, in dem die Nabelschnur vor dem Abfall mit der Bauchwand verbundea war, ist tief eingezogen, und es bildet sich die sogenannte Nabelgrube, welche mit den runzelreichen rcten Saum umgeben ist. b) Histologischen Befunde. Im Boden der Nabelgruben findet ein Substanzverlust statt, welcher geschwürige Veränderungen verursacht. Hier ist keine Epithelschicht zu beobachten. Aber die Leukozyteninfiltratioa ist noch konstatierbar. Die Nabelschnurgefässe sind fast mit Bindegewebe verstopft. 4. Wundheilung nach dem Abfall. a) Makroskopische Befuude. Der rote Saum und die umgebende Bauchwand umgibt und umhüllt die Nabelgrube, um den sogenaunten "Nabel" zu bilden. b) Histologische Befunde. Der Substanzverlust im Boden der Nabelgrube wird durch das gewucherte Bindergewebe und die neugebildete Epithelschicht vollständig eingehüllt. Die nutzlos gewordenen Nabelschnurgefässe müssen sich infolge der Verstopfung mit Bindegewebe bindegewebig umwaudeln. III. Experimentelle Untersuchung bei Kaninchen. A. Makroskopische Befunde. 1. Die Kaninchennabelschnur zeigt einen Mangel an Waltonscher Sulze und besteht hauptsächlich nur aus den Nabelschnurgefässen. 2. Bei der nach der Entbindung von dem Mutterkaninchen abgebissenen Nabelschnur ist die Blutstillung von selbst in der gleichen Weise erreicht wie der Unterbindung der Menschennabelschnur. Im Laufe der Zeit fällt die Nabelschnur allmählich in trockene Nekrose, um am 8. Tage abzufallen. 3. Die direkt nach der Entbindung fleischrötliche Nabelschnur wird allmählich grauweiss bis schmutzig-bläulich, verwandelt sich in eine schwärzliche lederartige Substanz und fällt endlich ab. Nach dem Abfall bedeckt sich der Nabelteil mit Granulation. B. Histologische Befunde. 1. Das Bauchwandgewebe im Nabelteil hat wenige Bindegewebe, während es mit kleinen Gefässen massenhaft durchsetzt ist. 2. Im Laufe der Zeit kommt im Grenzgebiet zwischeu Nabelschnurgewebe und Bauchwandgewebe eine Leukozyteninfiltration zum Vorschein. 3. Nach dem Abfall der Nabelschnur ist die Wundfläche mit Granulation bedeckt. Die Neubildung der Epithelschicht beginnt einzutreten. IV. Zusammenfassung. Der Abfall bei menschlichen Neugeborenen infolge der uekrotischen Veränderung des Nabelschnurgewebes vor sich. Dass das mit diesem verbuudene Bauchwandgewebe an der nekrotischen Veränderung nicht beteiligt ist, liegt an der Verschiedenheit der Gewebsstruktur. Denn die Nabelschnur besteht aus gallertartigem Bindegewebe und besitzt keine Gefässverteilung, wogegen das subkutane Bindegewebe der Bauchwaud mit massenhaften kleinen Gefässen durchsetzt ist. Infolgedessen erfolgt die Ernährungszufuhr jedes Gewebes auf besonderem Wege. Bei dem Fortschreiten der nekrotischen Veränderung der Nabelschnur ist im Grenzgebiet als eine Reaktionsentzündung eine Leukozyteninfiltration zu beobachten. Diese nekrotische Veränderung geht ausserhalb der oberen Greuze des roten Saumes im Übergangsteil der Nabelschnur in die Bauchwand vor sick. Zuerst tritt die Nekrose in der Waltonschen Sulze und dann in den Nabelschuurgefässen auf. Zuletzt fällt die Nabelschnur mit der Vervollstäudigung der nekrotischen Veränderung der Naberschnurvenen von der Bauchwand aus ab. Wenn dabei im Abfallsteil auch ein kleines Geschwür zurückbleibt, so heilt es doch bald durch eine sich eutwickelnde Granulation, um sich endlich mit eiuer Epithelschicht zu bedecken. Roter Saum und Bauchwaud, die diesen Teil umgeben, stülpen sick nach inner um, infolge wovon endlich ein vollständiger Nabel gebildet wird. Die im Bauchwandgewebe vorhandenen Nabelschnurgefässe werden durch das nach der Entbindung sich von der Intima aus entwickelude Bindegewebe verstopft und ganz bindegewebig umgewaudelt.
ISSN
0030-1558
NCID
AN00032489