Journal of Okayama Medical Association
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Über den Einfluss der Kathodenstrahlen auf die Leber beim Kaninchen, sowie über die vergleichende Untersuchung ihrer Wirkung mit der der X-Strahlen

Moriya, Chiyono
45_2985.pdf 4.12 MB
Published Date
1933-12-31
Abstract
Beim Kaninchen legte die Verfasserin die Leber nach Durchtrennung der Bauchwand bloss und bestrahlte sie mit Kathodenstrahlen eine halbe oder eine Stunde lang, anderseit bestrahlte sie durch die Bauchwand hindurch die Leber mit Röntgenstrahlen, deren Dosen 2, 4, 6 oder 8 HED betragen. Nach Bestrahlung liess sie die Tiere 3, 5, 7, 10 oder 17 Tage weiter leben, während deren sie ihnen eine 1%ige wässerige Trypanblaulösung im ganzen 4 mal injizierte, Dann tötete sie die Tiere, um ihre Leber mit Alaunkarminnachfärbung zu untersuchen. Daraus ergibt sich das Folgende: 1. Durch Kathodenstrahlen verfallen die Leberzellen in eine starke Degeneration oder Nekrose, indem sie ödematisch aufquellen oder miteinander verschmelzen und Färbbarkeit einbüssen oder gar zerfallen. Auch sie zeigen häufig Umformen, Schrumpfung und Vakuolenbildung. Vor alllem gehen die Leberzellen der oberflächlichen Schicht zugrunde und verändern sie sich in eine homogene Detritusmasse, die sich durch Karmin oder Trypanblau gleichmässig färbt, wobei die Struktur der Leberläppchens gar nicht zu sehen ist. 2. Auch die Sternzellen werden durch Kathodenstrahlen stark beschädigt, indem sie tot zu einer homogenen Masse werden oder miteinander verschmelzen und ein Netzwerk mit unregelmässigen Massen bilden, wobei sie ihre Phagozytose verlieren. Auch ihre Kerne fallen der Degeneration, Nekrose, Schrumpfung oder pyknose anheim, dazu noch sieht man häufig Kernaufblähung, Karyolyse, Karyorrhexis oder gar Kern verschwindung. Zuweilen sind die veränderte Kerne gruppenweise vorhanden, wobei häufig Riesenzellen mit zahlreichen Kernen entstehen, indem viele degenerierte Sternzellen miteinander verschmelzen. 3. Die tiefliegende Sternzellen werden durch Kathodenstrahlen vielmehr gereizt und zu Hyperplasie und Wucherung geführt, wobei ihre Phagozytose sich stark erhöht. Daher sieht man häufig durch die direkte Kernteilung entstehende polynucläre Riesenzellen oder infolge der Kernhypertrophie zum Vorsein kommende mononucläre grosse Zellen. 4. Durch Kathodenstrahlen wird vor allem das Zytoplasma der Leber- und Sternzellen angegriffen, während ihre Kerne einen verhältnismässig starken Widerstand aufweisen. 5. Das durch Kathodenstrahlen der Nekrose anheimfallende Parenchymgewebe der oberflächlichen Leberschicht zeigt eine auffallende Reaktionsentzündung, indem es durch zahlreiche kleine Rundzellen, Leukozyten, Makrophagen und Histiozyten infiltriert ist, und auch viele Fibroblasten enthält. Ausserdem sieht man nach Bestrahlung anfangs eine starke Hyperämie. Auch im tiefliegenden und daher lei-cht beschädigten Leberläppchen werden die Blutkapillaren hyperämisch und enthalten zahlreiche Lymphcyten, Leucocyten, Makrophagen und freie Histiozyten. 6. Durch Kathodenstrahlen verfällt das oberflächliche Bindegewebe der Leberhülle mit dem peritonealen Epithel in die Nekrose, während das etwas tiefliegende Hüllenbindegewebe aufquellend, locker wird. Später aber machen sich die Regeneration des Bindegewebes und die Narbenbildung geltend, sodass die Dicke der Hülle sich augenscheinlich vergrössert. Das interstitielle Bindegewebe, besonders das der oberflächlichen Schicht ist durch Kathodenstrahlen der entzündlichen Wucherung unterworfen und ersetzt das zugrunde gehende Parenchym mit Narbenbildung. Dieses Gewebe und besonders das Bindegewebe der Hülle zeigen nach Bestrahlung anfangs eine Infiltration mit zahlreichen Rundzellen, Leucocyten, und Histiozyten, und häufig in der Hülle Blutungsherde. Manche grosse oder kleine Blutgefässe und Gallengängè im Zwischengewebe gehen zu Grunde, aber die Gallengäng sind mit Regenerationsvermögen versehen, obwohl neue Gallengänge im Narbengewebe wieder verschwinden. Die Blutgefässe zeigen nicht nur die Degeneration der Intima, sondern auch häufig Zerfall, Oblitieration, Verschwinden, und eine Degeneration der Adventitia. 7. Verschiedene Elemente oder Bestandteile des Lebergewebes werden durch Kathodenstrahlen in folgender Reihenfolge weniger beschädigt: Leberzellen-Sternzellen-Blutgefässe-Gallengänge-Bindegewebe. 8. Zwischen Kathodenstrahlen und X-Strahlen findet man in Bezug auf ihre Wirkungen auf das Lebergewebe beim Kaninchen folgende Verschiedenheit: a. Die Wirkung der X-Strahlen ist stark penetrierend und schwach zerstörend, sodass die Veränderung des Lebergewebes durch sie im allgemeinen leicht und weitgehend ist, während die Wirkung der Kathodenstrahlen intensiv, aber nur auf die Oberflächenschicht beschränkt ist. b. X-Strahlen beschädigen hauptsächlich die Kerne, sodass sie Kernschrumpfung, Karyolyse, Kernschwindung, schlechte Färbung der Kerne zur Folge haben, währende die Zellleiber mit Ausnahme der Schrumpfung häufig ohne bedeutende Veränderung bleiben. Im Gegensatz hierzu beschädigen Kathodenstrahlen hauptsachlich die Zellleiber, die daher Zerfallung, Verschmelzung, Umformung u. s. w. zeigen. sodass die Struktur des Leberläppchens stark zerstört wird. c. Gegen X-Strahlen leisten die Elemente des Lebergewebes je nach ihrer Art sehr verschiedenen Widerstand, dessen Differenz viel grösser ist als im Fall der Kathodenstrahlen. Wenn man mit dem empfindlichsten anfängt und nach dem stärksten schreitet, so lassen sie sich in folgender Reihe ordnen: Leberzellen,-Gallengangsepithel,-Blutgefässendothel,-Sternzellen-Bindegewebe. Das Bindegewebe fällt durch X-Strahlen niemals der Nekrose anheim, während die Sternzellen nur nach Bestrahlung mit einer grossen Dose in Degeneration, aber nicht in Nekrose verfallen. d. Die Leberzellen können durch X-Strahlen nekrotisch werden, aber meistens nur in leichtem Grade im Gegensatz zum Falle der Kathodenstrahlen, die hochgradige vollständige Nekrose verursachen. Die Sternzellen degenerieren nicht meistens durch X-Strahlen, die vielmehr die Zellen reizen und ihre Wucherung veranlassen. e. Nach Bestrahlung mit Kathodenstrahlen tritt eine heftige reaktive Entzuündung in der Leber auf, indem hier Hyperämie, Blutung in der Hülle, Infiltration mit zahlreichen Rundlelen, Histiozyten, Leucozyten u. s. w. zu sehen sind im Gegensatz zum Falle der X-Strahlen die nur eine leichte Wucherung des Bindegewebes und der Sternzellen verursachen. f. Nach Bestrahlung mit X-Strahlen regenerieren sich bald die Leberzellen, indem man an 7. Tage nach 2 HED Bestrahlung die Mitose in manchen Leberzellen und an 10. Tage eine vollständige Wiederherstellung des Lebergewebes beobachtet. Dagegen wird das Lebergewebe wenigstens der oberflächlichen Schicht durch Kathodenstrahlen stark gegriffen, sodass von der Regeneration keine Rede ist und das zu Grunde gegangene Lebergewebe durch das Binbegewebe ersetzt wird. Auch das Lebergewebe der tiefen Schicht fällt nach Bestrahlung mit Kathodenstrahlen später der Degeneration oder Nekrose anheim. Das Blutgefäss und der Gallengang regenerieren sich am 7. Tage nach Bestrahlung mit X-Strahlen im Gegensatz Falle der Kathodenstrahlen, wo viele grosse Blutgefässe und Gallengaänge zu Grunde gehen und auch neugebildete Gallengänge durch Druck des Bindegewebe wieder zu verschwinden pflegen. g. Nach Bestrahlung mit Kathodenstrahlen wuchern die Sternzellen stark und scheinen wenigstens zum Teil in die Fibroblasten zuübergehen. Wahrscheinlich ist, dass sie sich auch an der Narbenbildung beteiligen, was nach Bestrahlung mit X-Strahlen nicht der Fall ist. Nur wenn man eine grosse Dose der X-Strahlen braucht so findet man eine Wucherung des interstitiellen Bindegewebe.
ISSN
0030-1558
NCID
AN00032489