Ich habe kürzlich einen Fall von paroxysmaler Hämoglobinurie beobachtet, bei welchem anscheinend nach mehrmaliger Neosalvarsaninjektion ein Komplementschwund hervorgerufen und dadurch der Ausfall des natürlichen wie auch des künstlichen Anfalls gehemmt worden war. Es ist aiso nicht ohne Interesse, experimentell zu erproben, ob die Neosalvarsaninjektion einen Einfluss auf den Komplementgehalt des Organismus auszuüben vermag. Meine Versuchsresultate an Meerschweinchen und mit Neotanvarsan lassen sich folgendermassen zusammenfassen: 1) Das Neotanvarsan setzte, in vivo, wenn es intraperitoneal verabreicht wurde, den Komplementgehalt im Organismus herab, ebenso wie es auch in vitro der Fall war. Dabei wurden die dritte Komponente und die Endstücke, und die letzteren sogar eher stärker, beeinflusst. 2) Die Verminderung des Komplementquantums war dann dem Grade nach geringer als durch Neotanvarsan allein, wenn man gleichzeitig auch Chlorcalcium verabreichte. 3) Bei dem eigentlichen Vorgang der Komplementablenkungsreaktion spielte das trotz der Neotanvarsaninjektion erhalten gebliebene Komplement dieselbe Rolle wie das im gesunden Meerschweinchenserum. 4) Von den übrigen antiluetisch wirkenden Mitteln erhöhte Sublimat doch, wenn auch in geringem Grade, den Komplementgehalt, dagegen übten Kalijodatlösung und Bismutpräparate fast keinen Einfuss aus. Auf Grund obiger Resultate wollen wir annehmen, dass es unter den durch energische Salvarsanbehandlung klinisch als geheilt angesehenen Fällen von paroxysmaler Hämoglobinurie solche Fälle geben mag, die einfach nur infolge Komplementschwund anfallsfrei blieben, obwohl dort das Autohämolysin doch noch nachzuweisen ist.